Allium cepa
Küchenzwiebel
Diese seit Jahrtausenden als Gewürz, Nahrungs- und Heilmittel im Einsatz stehende Pflanze wird in der Homöopathie fast ausschliesslich zur Behandlung von Schnupfen und Heuschnupfen verwendet. Die in der Zwiebel enthaltenen Schwefelverbindungen stechen sogleich in die Nase und lassen unsere Augen triefen. Wenn man weiss, wie viele Symptome die Arzneimittelprüfung von Sulfur (Schwefel) ans Licht gebracht hat, kann man sich vorstellen, dass das sehr begrenzte Einsatzgebiet dieser Heilpflanze kaum gerecht wird. Die Tatsache, dass Allium cepa in der Lage ist, Phantomschmerzen nach Amputationen zu beseitigen, zeigt, dass die Küchenzwiebel mehr als nur ein «Schnupfenmittel» ist.
Steckbrief von Allium cepa
Beschreibung: Die Zwiebelpflanze besitzt einen 60 bis 120 cm hohen, aufgeblasenen Blühtrieb, der am Ende einen doldigen Blütenstand trägt. Die ausschliesslich grundständigen Blätter sind stets etwas kürzer, röhrig aufgeblasen und blaugrün. Der kugelige Blütenstand hat einen Durchmesser von 5 bis 10 cm und viele dicht stehende Blüten. Die Blütenstiele sind 1,5 bis 4 cm lang, die Blütenblätter sind deutlich kürzer, weiss und mit einem grünen Mittelstreifen versehen. Die Staubblätter überragen die Blütenhülle deutlich und sind am Grunde verbreitert. Die Samen sind dreikantig und schwarz. Blütezeit: Juni
Verbreitung: Als Ursprungszentrum der Küchenzwiebel wird Mittelasien, genauer NW-Indien und Afghanistan, angenommen. Von dort verbreitete sie sich nach Vorderasien und ins Mittelmeergebiet. Heute wird sie weltweit in zahlreichen Sorten kultiviert. Hauptproduktionsländer sind China, Indien und die USA, in Europa Spanien, Polen und die Niederlande.
Standort: Über die wilden Vorfahren dieser Kulturpflanze sind keine genauen Erkenntnisse vorhanden. Hingegen kommen in Mittelasien auch die Wildformen des Schnittlauches Allium schoenoprasum und der Lauchzwiebel Allium tuberosum sowie weitere Allium-Wildarten vor. Diese werden heute noch zu Nahrungszwecken gesammelt. Ihre Standorte sind in den zentralasiatischen Gebirgen und Steppengebieten. Es ist wahrscheinlich, dass auch der wilde Vorfahre der Küchenzwiebel diese Standorte besiedelt hat.
Besonderheiten: Die ältesten Nachweise für die Kultur der Zwiebel stammen aus dem Alten Ägypten 3000 bis 2100 v. Chr. in Form von bildlichen Darstellungen. Pflanzenfunde aus Grabkammern existieren aus der Zeit von etwa 1550 bis 1085 v. Chr. In Mitteleuropa stammen die ersten Nachweise aus dem Frühmittelalter: Den Inventaren kaiserlicher Gärten und dem Entwurf zum Klostergarten St. Gallen ist der Anbau von Zwiebeln zu entnehmen. Die Zwiebel enthält verschiedene schwefelhaltige Senföle. Die Thiosulfinate wirken antibakeriell. Einige Sulfidverbindungen sind flüchtig und für den typischen Geruch verantwortlich. Das Propanthial-Soxid reizt die Tränendrüsen und bringt beim Zwiebelschneiden die Augen und Nase zum Triefen.
verwendeter Teil: frische Zwiebelknollen
wichtige Verwandte: Allium sativum
Wirkung und Anwendung von Allium Cepa in der Homöopathie
Einige Gemütssymptome von Allium cepa sind mittlerweile bekannt. Es geht dabei vor allem um Trägheit, Abneigung gegen Arbeit (Sulfur lässt grüssen), Zerstreutheit, Konzentrationsprobleme, Schwermut. Diese Zustände werden meistens im Zusammenhang mit Schnupfen, dem Konsum von Wein oder Kaffee erwähnt. Über unvollständig geprüfte Heilmittel kann man zusätzliche Informationen gewinnen, indem man genau beobachtet, welche Symptome durch die Behandlung verschwinden und bei welchen Personen das Heilmittel einen durchschlagenden Erfolg hatte. Dies bedingt natürlich eine exakte Fallaufnahme, was bei «Allium-cepa-Fällen» normalerweise fehlt. Das Heilmittel wird in den allermeisten Fällen aufgrund der Schnupfensymptome ausgewählt. Einen «Allium-cepa-Schnupfen» können wir leicht an der auffällig geröteten Oberlippe oder an den roten, wunden Naseneingängen erkennen. Manchmal stopfen sich die Patienten sogar Watte in die Nasenlöcher, weil die Nase wie ein Wasserhahn läuft. Stirnkopfschmerzen treten häufig als Begleiterscheinung auf. Wie beim Zwiebelschneiden tränen oftmals zusätzlich die Augen. Allerdings sind die Tränen mild und nicht etwa wund machend wie beispielsweise bei Euphrasia (Augentrost). Trotzdem können die Augen brennen, jucken oder gerötet sein. Wenn das scharfe Nasensekret in den Hals hinunterfliesst, rutschen die ganzen Symptome eine Etage tiefer: schmerzhafter Husten (hält sich den Hals beim Husten), Heiserkeit und rohes Gefühl im Hals bis zu Bronchialkatarrh mit reichlicher Schleimabsonderung sind die Folgen. Der Husten kann durch Einatmen von kalter Luft ausgelöst werden, obwohl der Aufenthalt im Freien Schnupfen und Husten lindert. Treten die beschriebnen Symptome bei Heuschnupfen auf, kann Allium cepa ebenfalls sehr hilfreich sein. Typisch bei allergischem Schnupfen ist das Niesen beim Betreten eines warmen Zimmers und die Verschlimmerung durch Blumen- oder Pfirsichduft. Auch Bei Nasenpolypen (vgl. Calcium carbonicum, Silicea) darf man an Allium cepa denken.
Es liegt nahe, dass auch Störungen im Verdauungstrakt zum Wirkungspotential der Zwiebel gehören. Bewährt hat sich der Einsatz von Allium cepa bei Blähungskoliken der Kinder und bei Beschwerden nach dem Genuss von Gurken oder Salat.
Bei Blasenbildung (durch Wundlaufen) an den Fersen ist Allium cepa ebenfalls eine gute Wahl (kann auch vorbeugend eingenommen werden). Zum Schluss seien nochmals die Schmerzen nach Amputationen erwähnt, sie sind reissend oder «wie ein Faden».
Wirkt bevorzugt auf
Schleimhäute der oberen Luftwege, Augenbindehaut, periphere Nerven.
Hauptindikationen
Bindehautentzündungen, Schnupfen, Heuschnupfen, Heiserkeit. Kehlkopf- und Rachenentzündungen. Neuralgien in Amputationsstümpfen, Fersenschmerzen.
Besonders wichtig für die Mittelwahl
Folgen von Nervenverletzungen (Operationen).
Symptome: Stirnkopfschmerz bei Schnupfen / Reichlicher Tränenfluss, jedoch im Gegensatz zum Nasenfluss nicht wund machend. Starker, wässriger Schnupfen, der die Nasenlöcher und Oberlippe wund macht / Rauheit, Wundheit und Kitzeln im Kehlkopf. Schmerzhafter Kitzelhusten / Schmerzhafte Narben mit «Fadengefühl» (besonders bei Amputationsstümpfen).
Modalitäten
Schlimmer
in der Wärme, abends und bei feuchtem Wetter.
Sofort besser
im Freien und bei kalter Luft (Kopfschmerz, Husten und Schnupfen). Kopfschmerzen besser bei offenen Augen.
Bemerkung
Euphrasia-Patienten (Euphr.) leiden unter scharfen Tränen und mildem Nasenfluss.