Milchbildung - Wie Sie die Milchbildung anregen können und weitere Tipps rund um die Muttermilch
Mit der Schwangerschaft beginnt ein neues Kapitel im Leben vieler Frauen. Nebst den mentalen Veränderungen, wie dem anfänglichen Schock und der Freude, beginnt der Körper, sich auch physisch zu verändern. Unter anderem beginnt er damit, für die Ernährung des Säuglings zu sorgen. Der Milcheinschuss respektive die Milchbildung setzt ein. Dabei stellen sich insbesondere kommenden Müttern, die ihr erstes Kind erwarten, unweigerlich viele Fragen. Similasan klärt die wichtigsten Fragen rund um das Stillen, die Milchproduktion und Faktoren, welche die Milchbildung anregen können.
Tatsächlich bemerken die meisten Frauen an den empfindlich gewordenen Brüsten, dass sie schwanger sind. Sie fühlen sich schwerer, schmerzempfindlicher und praller an. Schuld daran ist ein veränderter Hormonspiegel, der kurz nach der Einnistung der Eizelle vermehrt Östrogen, Progesteron und das Hormon HPL (Humanes Plazentalaktogen) produziert. Dabei wachsen ab der sechsten Schwangerschaftswoche die Milchdrüsen und Milchgänge an und verdrängen das meiste Fettgewebe. Diese Veränderung führt zu einem Anschwellen der Brust – und zur natürlichsten und gesündesten Ernährungsweise für das Baby. Wie viel Milch schlussendlich produziert wird, hängt vom Milchdrüsengewebe ab und nicht von der Körbchengrösse. Der Mythos, dass kleine Brüste wenig Milch und grosse Brüste viel Milch abgeben, ist Unsinn. Auch der Spiegel des Hormons Prolaktin steigt in den ersten Schwangerschaftswochen signifikant an und trägt zur Milchbildung bei. Besonders wichtig wird es während der Stillzeit. Saugt das Baby an der Brust, erhöht sich der Prolaktinwert im Blut.
Was ist Vormilch?
Vormilch, auch Kolostrum genannt, ist eine Vorform der eigentlichen Muttermilch. Sie kann ab der sechzehnten Schwangerschaftswoche gebildet werden und ist reich an Eiweissen, Mineralien, Vitaminen und Antikörpern, jedoch arm an Fetten und Kohlenhydraten. Sie ist oftmals die erste Mahlzeit des Säuglings und für dessen Immunsystem von enormer Wichtigkeit. Zu erkennen ist sie an ihrer orangen, fast schon rötlich-bräunlichen und dickflüssigeren Form. Vormilch wird zwei bis fünf Tage nach der Entbindung produziert, danach verändert sich die Zusammensetzung und die eigentliche Muttermilch setzt ein.
Unregelmässiges Stillen oder zu seltenes Abpumpen: Gründe für eine ungenügende Milchbildung
Besteht der Verdacht auf eine unzureichende Milchbildung bei der Mutter, kann dies verschiedene Ursachen haben. Festgestellt werden kann dies unter anderem beim Baby selbst. Es können ein Gewichtsverlust, verzögerte Darmbewegung oder ein zu niedriger Urinfluss beobachtet werden. Aber auch die Mutter kann unter unzureichendem Milchdrüsengewebe, Brustdeformationen, an Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder an einem hohen Blutverlust während der Geburt leiden. Auch Stillfehler können darauf hinweisen, dass der Säugling nicht genügend Nahrung erhält:
- Falsche Saugtechnik
- Unregelmässige Stillzeiten
- Zu seltenes Abpumpen
- Falsches Anlegen des Babys
In den ersten Tagen nach der Geburt sind geringe Milchmengen normal. Denn dann ist noch die Vormilch im Einsatz, die grundsätzlich nährstoffreicher ist als die Muttermilch. Deswegen produziert der Körper eine geringere Menge. Erst nach zwei bis fünf Tagen setzt die Muttermilch ein, die durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Nach zirka vier Wochen stehen dem Baby rund 750 Milliliter pro Tag zur Verfügung. Dann hat sich die Milchbildung eingependelt und die Brust fühlt sich nach dem Stillen auch nicht mehr so gespannt an. Achten Sie auf ein regelmässiges Abpumpen der Muttermilch – dies regt die Milchproduktion an.
- Wenig Zeit zwischen Geburt und erstem Stillen verstreichen lassen (frühzeitiges Anlegen)
- Fingerfeeding («Fingerfüttern») stärkt die natürlichen Saugreflexe.
- Beim Stillen beide Brustseiten anbieten
- Lange trinken lassen
- Stress vermeiden
- Körper- und Hautkontakt aufrechterhalten
- Regelmässig stillen – entsprechend dem Bedarf des Kindes, nicht nach «Schema»
- Eine ausgewogene Ernährung einhalten (Mutter). Das fördert die Milchproduktion.
Homöopathische Arzneimittel können die Tätigkeit der Milchdrüsen ebenfalls indirekt beeinflussen. Sowohl Milchmangel als auch Milchüberschuss können homöopathisch behandelt werden. Zusätzlich können gewisse Heilkräuter die Milchbildung fördern.
Es gibt einige Lebensmittel, denen nachgesagt wird, die Milchmenge der stillenden Mutter steigern zu können. Dazu gehören Malzgetränke, Hefeaufstriche oder -Flocken sowie Nüsse und Mandeln. Wissenschaftlich ist die Wirkung dieser Lebensmittel jedoch nicht gesichert. Zumindest in Teilen konnten Studien jedoch bestätigen, dass Bockshornklee und die Mariendistel für eine gesteigerte Milchproduktion sorgen können. Ein wichtiger Grundsatz für die Milchbildung ist, genügend zu trinken – vorzugsweise Tee oder Wasser. Um bei Kräften zu bleiben – Stillen erfordert viel Energie – bieten sich auch trendige Ideen wie Stillkugeln an. Basis dieser Stillkugeln sind Getreide, gekochter Reis sowie, je nach Geschmack, viele weitere Zutaten. Die Kugeln sind leicht selber zu machen und es finden sich zahlreiche Rezepte im Internet. Aber Vorsicht: Die Stillkugeln sind regelrechte Kalorienbomben und es empfiehlt sich, nicht mehr als zwei bis drei dieser Powerbällchen pro Tag zu essen.
Nützliche Hinweise rund um Milchbildung und Muttermilch
- Eine schlechte oder falsche Stillposition ist die häufigste Ursache von Stillproblemen. Besprechen Sie diese Problematik mit einer Fachperson. Informieren Sie sich bei einer Stillberaterin IBCLC oder bei «La Leche League».
- Trinken Sie viel und regelmässig. Am besten eignen sich Teemischungen aus Brennnesseln, Hagebutten, Fenchel-, Anis- und Kümmelfrüchten (erhältlich in der Apotheke oder Drogerie).
- Bevorzugen Sie biologische Vollwertkost (Reformhaus).
- Meiden Sie chemische Stoffe (Medikamente, Konservierungsmittel, Farbstoffe, Pflanzenspritzmittel und so weiter). Sie können via Muttermilch zum Säugling gelangen.
- Sorgen Sie für genügend Schlaf
- Stillen Sie Ihr Kind, wenn es Hunger hat. Setzen Sie es dabei immer bei beiden Brüsten an. Anfänglich ist es für eine ausreichende Milchbildung wichtig, das Kind auch nachts zu stillen.
- Der Milchbildungsimpuls entsteht, sobald das Neugeborene an die Brust gelegt wird und erste Saugbewegungen macht. Dies sollte innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt geschehen. Bei einem schonenden Geburtsverlauf steht dem raschen Kontakt mit der Mutterbrust in der Regel nichts im Wege.
- Häufiges, regelmässiges und korrektes Anlegen des Kindes an die Brust steigert die Milchproduktion. Sie können den Milchfluss zusätzlich anregen, indem Sie Ihre Brüste mit Milchbildungsöl massieren und Milchbildungstee trinken. Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten oder fragen Sie Ihre Hebamme oder Stillberaterin.