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«Ubi virus, ibi virtus», auf Deutsch: «Wo Gift ist, ist Tugend.» Eine Aussage von Paracelsus, der damit andeutete, dass aus starken Giften ausgezeichnete Heilmittel hergestellt werden können. Arsen wird seit der Antike als Gift und Heilmittel verwendet. Im Periodensystem steht Arsen in der gleichen Gruppe wie Phosphorus, und Phosphorus steht in der gleichen Periode wie Sulfur. Ein Blick in diese natürliche Ordnung der Elemente lohnt sich auch für Homöopathen, weil dieses System nicht nur die chemische, sondern auch die homöopathische Verwandtschaft der einzelnen Elemente und deren Verbindungen zeigt. So haben beispielsweise ‹Arsenicum album›, ‹Sulfur› und ‹Phosphorus› Angst um andere Menschen und brennende Schmerzen im Arzneimittelbild. Arsen und Phosphor sind zudem wichtige Heilmittel bei Krebs.

Steckbrief von Arsenicum album

Beschreibung: Arsenik ist die wichtigste Arsen-Verbindung. Es handelt sich um ein fast weisses, schweres Pulver, das geruchlos und ätzend ist. Es tritt in mehreren Modifikationen auf. Bei Zimmertemperatur liegt es in einer stabilen, kubischen Modifikation (Sublimationspunkt 193 °C) vor, die bei 221 °C in eine monokline Form übergeht (Siedepunkt 457 °C). Vorkommen: In der Natur  kommt Arsenik in zwei kristallinen Formen vor. Zum einen als monokliner Claudetit und zum anderen als kubische Arsenblüte (Arsenolith). Beides sind Verwitterungsprodukte von Arsenerzen wie Arsenkies (Arsenopyrit, FeAsS), Löllingit (FeAs2), Cobaltin (CoAsS), Gersdorffit (NiAsS), Realgar (As4S4) und Auripigment (As2S3). Daneben existiert noch eine amorphe Form. Zur Herstellung  nutzt man die Flüchtigkeit des Arseniks, indem man Arsenerze unter Erhitzen mit Sauerstoff zersetzt. Das flüchtige Arsenik kondensiert und wird durch mehrmaliges Sublimieren gereinigt.

Chemische Eigenschaften: Arsenik löst sich leicht in Salzsäure und in Laugen. In 15 Teilen siedenden Wassers löst es sich nur langsam auf. Beim Erhitzen sublimiert es zu farb- und geruchlosen Arsendämpfen, die aus As4O6-Molekülen, bei höheren Temperaturen aus As2O3-Molekülen, bestehen.

Bedeutung für Lebewesen: Arsen ist in allen organischen Geweben vorhanden. Die biologische Bedeutung von Arsen als Spurenelement ist nicht völlig geklärt. Arsenik ist, wie alle leicht resorbierbaren Arsenverbindungen, hoch toxisch. Die Symptome von akuten Arsenvergiftungen sind blutige Brechdurchfälle, Graufärbung und Erschlaffung der Haut, Kreislaufkollaps und  Atemlähmung. Schleichende Vergiftungen äussern sich in Hautkribbeln, Kopfschmerzen, polyneuritischen Erscheinungen. Arsenik ist krebserzeugend. Arsenik wurde lange Zeit als Insekten-, Mäuse- und Rattengift eingesetzt. Als Mordgift war es in früheren Zeiten sehr beliebt, bis es 1836 gelang, einen sehr empfindlichen Nachweis für Arsenverbindungen zu entwickeln. Arsen lagert sich  bevorzugt in Haut und Haaren ab und bleibt in Leichen auch nach Jahren noch nachweisbar. Seit der Antike wird Arsen als Gift, aber auch als Heilmittel verwendet.

wichtige Verwandte: Phosphor, Antimon

Wirkung von Arsenicum album in der Homöopathie

Angst mit Unruhe ist ein ausserordentlich wichtiges Zeichen bei der Wahl von Arsenicum. Es können noch so viele Arsenicum-Symptome bei einem kranken Menschen oder Tier auftreten, wenn die Angst und die daraus erwachsende Unruhe nicht vorhanden sind, wird Arsenicum keine Hilfe bringen. Natürlich gibt es viele verschiedene Heilmittel für ruhelose, ängstliche Patienten, aber die Arsenicum-Unruhe ist auffallend und ungewöhnlich. Die Patienten sind sehr schwach, trotzdem müssen sie, von ihrer Angst getrieben, andauernd die Lage verändern, von Bett zu Bett oder von Stuhl zu Stuhl hetzen. ‹Rhustoxicodendron-Menschen› bewegen sich, weil sie dadurch eine Linderung ihrer Schmerzen erfahren.

‹Arsenicum-Menschen› werden von ihrer Angst zur Bewegung getrieben, ohne körperliche Erleichterung.

‹Arsenicum-Menschen› werden vor allem von Verlustängsten gequält. Mit harter, akribischer Arbeit haben sie sich Besitz angeeignet und hängen sehr daran. Arsenicum steht im Repertorium (Symptomenverzeichnis) als wichtigstes Heilmittel in der Rubrik «Geiz». Während des ganzen Lebens fürchten sie sich vor Einbrechern oder Dieben, die ihnen etwas wegnehmen könnten.

Loslassen ist ein grosses Problem für ‹Arsenicum-Menschen›, und das endgültige Loslassen beim Sterben fällt ihnen ganz besonders schwer. Nicht nur, weil sie all die irdischen Dinge zurücklassen müssen, sondern auch, weil der Tod mit einer totalen Ungewissheit und Einsamkeit verbunden ist.

Arsenicum kann bei Krebskranken mit entsprechenden Symptomen den Verlauf günstig beeinflussen (selbst während einer Chemotherapie), Schmerzen stillen und im Endstadium als sanfte Sterbehilfe eingesetzt werden. ‹Arsenicum-Menschen› haben grosse Angst, an Krebs oder einer anderen «sterbepflichtigen» Krankheit zu leiden. Sie klammern sich an ihren Arzt und möchten immer wieder die Bestätigung, dass sie von keiner bösartigen Krankheit befallen sind, zweifeln aber an der Aussage des Arztes, halten sich für unheilbar, werden traurig und hoffnungslos. Trotz grosser Angst vor dem Tod können sie sich in ihrer Verzweiflung das Leben nehmen (erhängen).

‹Arsenicum-Menschen› sehen leidend aus, ihr Gesicht ist blass, fahl und sieht alt aus, die Lippen sind oft bläulich. Die Augen sitzen tief in ihren Höhlen.

‹Arsenicum-Menschen› sind wählerisch. Sie haben einen kleinen Freundeskreis, pflegen ihn und nehmen die Auserwählten richtiggehend in Besitz. Es handelt sich dabei vor allem um Menschen, die ihnen helfen, ihre Angst und Unsicherheit zu überwinden. Ihr Wunsch nach Perfektion, Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit ist ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt bei der Mittelwahl. Sie neigen zu unsinniger Genauigkeit und ruhen nicht, bis jedes Ding an seinem Ort steht. Ob zu Hause oder am Arbeitsplatz, alles ist peinlich sauber und aufgeräumt. Ihr Kredo heisst: «Jede Arbeit ist es wert, so gut wie möglich getan zu werden». Sie verachten und kritisieren Menschen, die ihren hohen Ansprüchen nicht genügen («Warum können die das nicht richtig machen!»). Menschen, die perfekte Arbeit leisten, verehren sie und können deshalb manchmal zu leidenschaftlichen Kunstförderern werden.

‹Arsenicum-Menschen› sind empfindlich. Sie reagieren übermässig auf Kälte, Licht, Gerüche (Parfum, Blumen, Tabak), Geräusche (Kinder, Hunde, Kirchenuhr), Nahrungsmittel (Milch, Weizen, Zucker, Gemüse), Reizmittel (Alkohol, Kaffee, Tabak). ‹Arsenicum-Menschen› leiden nicht selten unter Allergien (Staub, Tierhaare, Pollen, Schimmel, Federn). Juckende, brennende Hautausschläge mit Schwellungen gehören auch ins Arzneimittelbild von Arsenicum. Die Patienten müssen kratzen, bis es blutet. Hautjucken ohne Ausschlag wie Altersjuckreiz kann oft mit Arsenicum oder Mezereum besänftigt werden.

Arsenicum kommt sowohl bei chronischen Erkrankungen wie auch bei Akutfällen zum Einsatz. Bei Durchfall und Erbrechen (gleichzeitig!) kommen in der Homöopathie eine ganze Anzahl Heilmittel in Frage. Treten die Beschwerden jedoch nach Genuss verdorbener, kalter oder ungewohnter Nahrung auf, ist Arsenicum das Parademittel. Erscheint dabei die charakteristische, äusserst rasch fortschreitende Erschöpfung mit Unruhe, hilft Arsenicum garantiert, und zwar innerhalb von wenigen Minuten. Ein sicheres Zeichen der Wirkung ist die Rückkehr der Lebensenergie oder die Möglichkeit, etwas Wasser zu trinken, ohne es sofort wieder zu erbrechen. Der Durchfall kann noch ein bis zwei Tage anhalten, das sollte uns allerdings nicht stören, denn es handelt sich da- bei um einen heilsamen Reinigungsprozess. Ein solcher «Arsenicum-Zustand» kann uns alle ereilen, deshalb gehört Arsenicum in jede Reise- und Hausapotheke.

Arsenicum-Symptome verstärken sich nach Mitternacht (besonders von 1 – 2 Uhr) oder mittags (von 13 – 14 Uhr). Treten Beschwerden mit Angst und Unruhe in dieser Zeit auf, sollten wir immer an Arsenicum denken.

Die Schmerzen sind hauptsächlich brennend und können in (genauer!) Periodizität auftreten (z. B. jeden Tag, jede Woche, alle 2 Wochen, jedes Jahr).

‹Arsenicum-Menschen› mangelt es an körperlicher Wärme, sie erkälten sich rasch und strahlen keine emotionale Wärme aus. Sie sind so frostig, dass sie sogar auf einen brennenden Hautausschlag warme oder heisse Anwendungen verlangen und Besserung dadurch erfahren.

Das Arzneimittelbild von Arsenicum album

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Wirkt bevorzugt auf:

  • zentrales und vegetatives Nervensystem, Hormondrüsen, Nieren, Haut, Magen-Darmkanal.

Passt besonders zu:

  • peinlich exakten, ordnungsliebenden Menschen (Zahnärzte, Goldschmiede, Buchhalter etc.). Arsenicum-Patienten sindunruhig und ängstlich, oft kleinlich, geizig, übelnehmerisch, erschöpft.

Hauptindikationen:

  • Schwächezustände
  • Schilddrüsenstörungen*
  • Fingernägelkauen
  • Akute Magen-Darmentzündungen
  • Brechdurchfälle
  • Neuralgien
  • Hautausschläge
  • Ödem, Lymphstau durch radioaktive Strahlen (Krebsbehandlung)
  • Schmerzhafte (Brennen) Beingeschwüre
  • Gürtelrose*
  • Nierenentzündungen*
  • Schnupfen, Heuschnupfen
  • Asthma* bei schwachen Kindern
 

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Chemotherapie (Krebs) / Genuss verdorbener Nahrung*, wässriger Früchte, eiskalter Getränke und Eiscreme.

Symptome:

Abhängigkeit von anderen Personen, Angst sie zu verlieren, Angst vor dem Alleinsein. Tadelsüchtig. Angst mit Unruhe. Angstgefühl im Magen / Häufig ohnmächtig.
Schwäche und Erschöpfung nach geringster Anstrengung und trotzdem Unruhe und Bewegungsdrang / Schlaflosigkeit infolge Übermüdung. Schlafstörungen der Kinder durch Angstgefühle um Mitternacht (sind erst im Bett der Mutter ruhig) / Wundmachender Schnupfen / Unstillbarer Durst auf kleine Mengen kalten Wassers / Bläuliche Aphthen / Stark brennende, nässende Hautausschläge.

Allgemeines:

Brennende Schmerzen und Absonderungen. Periodisch wiederkehrende Beschwerden.

Modalitäten:

Schlimmer bei Vollmond, am Meer, durch Kälte um oder nach Mitternacht. Im Freien (Schnupfen). Temperaturwechsel (Wetter, Entkleiden). Speisegeruch, Anblick von Speisen, kalte Speisen, Getränke, Alkohol. Berührung (z.B. Haare). Besser durch Wärme in jeder Form (trotz Brennschmerz)!

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.